Test: Foto-Negative digitalisieren. Scan-Anbieter im Vergleich

Vor dem Einzug der Digitalkameras habe ich schon leidenschaftlich analog fotografiert. Doch irgendwie schaut man ja analoge Fotos doch nicht mehr an. Daher habe ich beschlossen, alle meine Fotos zu digitalisieren, um sie vor dem Verfall geschützt, digital an einem Ort zu sammeln.

Die Vorteile liegen auf der Hand:
Ich habe den Zustand konserviert, alles an einem Ort und ich kann Backups an einen anderen Ort machen und meine Fotos so vor Feuer, Wasser und Zeit schützen.

Eine erste Recherche zeigte, dass es jede Menge Digitalisierungs-Anbieter gibt. Doch leider habe ich keinen vernünftigen Test gefunden, der mir verrät, welcher Anbieter der beste ist. Hier ging es mir weniger um den Preis, als um die beste Qualität. Man scannt ja nur ein Mal.
Also habe ich beschlossen, einfach selbst einen Test zu unternehmen. Um einen möglichst guten Vergleich zu haben, habe ich zunächst selbst meine Kleinbild-Negative gescannt und anschließend verschiedene Kleinbild-Negativ-Streifen zu drei ausgewählten Dienstleistern gesendet. Der Einfachheit halber bekam jeder Dienstleister einen unterschiedlichen Streifen – jedem Anbieter den gleichen Streifen zu schicken war mir zu aufwändig. Ganz objektiv ist der Vergleich daher nicht. Trotzdem ist es ausreichend, um einen Eindruck von der Qualität und der Leistung der Anbieter zu erhalten.

Selbsttest: Negative selbst mit einem Scanner zuhause scannen
Zunächst habe ich mir einen guten Scanner ausgeliehen, um selbst zuhause zu scannen. Bei dem Scanner handelte es sich um einen Canon CanoScan 9000F Mark II, der mit einer Negativ-Scan-Einreichtung ausgestattet ist. Der Scanner verspricht eine unglaublich hohe Auflösung von 9,600 × 9,600 dpi beim Negativ-Scan.

Bei der Inbetriebnahme des Scanners war ich zunächst sehr beeindruckt. Ein tolles Stück Hardware. Nach den ersten Scans war ich zunächst euphorisch, als aus den staubigen Negativen plötzlich prächtige Digitalfotos erwachten. Schnell überlegte ich mir, ob ich nicht einfach meine ganze Sammlung selbst scannen sollte. Doch schon nach wenigen Streifen stellte sich die Ernüchterung ein. In hoher Auflösung dauert der Scan von zwei Streifen (also 8 Bildern) geschlagene 45 Minuten. Und dann sind irgendwo wieder Staubkörner gelandet und man wiederholt das ganze erneut. Mit Beladen, Reinigen, Einrichten und Scannen bin ich so eine gute Stunde für 8 Bilder beschäftigt. Viel zu lang.
Also ab zum Scan-Dienstleister.

Anbieter-Test: Drei Digitalisierungsdienste im Vergleich 

Nach meinem Selbst-Scan-Versuch habe ich drei Anbieter ausgesucht, die interessant aussahen. Ich habe mich hier auf große, renommierte Anbieter gewählt, da ich vermute, dass diese bessere, teurere Scanner verwenden, als der kleine Fotoladen um die Ecke. Ob das berechtigt ist, muss jeder selbst entscheiden.

Meine Wahl viel hierbei auf:
1. fotoporto aus Berlin
2. digitalpro24 aus Hilden
3. Mediafix aus Köln

Alle drei Anbieter bieten mit einem Probescan, indem verschiedene Auflösungen und Nachbereitungen getestete werden können. fotoporto und digitalpro24 erledigen den Probescan kostenlos und senden eine CD zurück – bei Mediafix gibts auf Wunsch auch nur einen Download-Link, jedoch kostet der Probescan 15 Euro.

Ich habe allen drei Anbietern einen Filmstreifen geschickt, den ich selbst schon auf dem Canon gescannt habe, um so einen Vergleich ziehen zu können.

 1. Fotoporto: Ergebnisse des Probescans

Am schnellsten arbeitete fotoporto. Schon nach einer Woche erhielt ich einen dicken Umschlag mit einer CD und meinen originalen Negativen zurück.
Die Negative wurden in zwei verschiedenen Auflösungen gescannt: „Standard“ (1818×1228 Pixel) und „Profi“ (3543×2362 Pixel). Außerdem wurden beide Auflösungen einmal mit und einmal ohne Bildoptimierung abgeliefert. Gegen Aufpreis steht außerdem noch der „Premium-Scan“ (ca. 5400 x 3600 Pixel) zur Verfügung. Diesen habe ich im Rahmen des Tests nicht in Anspruch genommen.

Hier im Vergleich mein Selbst-Scan zum Fotoporto-Scan:

Test 1: Selbst-Scan

 

Test 1: Fotoporto (Standard)

 

Test 1: Fotoporto (Profi)

 

Test 1: Fotoporto (Profi+Bildoptimierung)

Qualitativ gefällt mir der Scan sehr gut. Besonders fällt auf, wie scharf der Scan ist.Der Standard-Scan ist mit einer Abbildungsaufösung von gut 300 dpi eigentlich nur geeignet, um maximal ein 10×15 cm Foto zu entwickeln. Etwas zu gering für meinen Geschmack, denn ich will ja die Fotos mindestens auf einem Full-HD-Fernseher in voller Auflösung ansehen können und vielleicht auch in einem A4-Fotobuch abbilden. Doch für beides sollte die Profi-Auflösung genügen.

Hier ein Vergleich von meinem Selbst-Scan zum fotoporto-Scan in Profi-Auflösung:

Selbst-Scan

 

Fotoporto (Profi-Auflösung)

Mein Selbst-Scan hat wärmere Farben, doch der fotoporto-Scan scheint mir farblich korrekter zu sein, da das Bild zur Mittagszeit mit „kühlem Sonnenlicht“ aufgenommen wurde. Die Belichtung ist gut und ausgewogen, keine Stellen sind durch den Scan überbelichtet worden. Weiter fällt beim fotoporto-Scan eine starke Körnung auf, was meiner Meinung nach aber auf das verwendete ISO200-Filmmaterial zurückzuführen ist, und nicht mit dem Scan zusammenhängt. Auf meinem Scan ist diese Körnung nicht zu sehen, doch das ist nicht verwunderlich, da mein Scan sehr unscharf und verwaschen ist.
Positiv fällt mir weiter auf, dass so gut wie keine Staubkörner auf dem Bild zu finden sind.

Die Bildoptimierung verändert das Bild nur sehr sanft. Die Körnung ist kaum vermindert, was mir gut gefällt, da das Bild dadurch nicht vermatscht. Hauptsächlich scheint der Kontrast etwas erhöht, wodurch das Bild etwas dynamischer wirkt. Die Farben wurden etwas kühler justiert und der Gelbstich etwas reduziert. Alles in allem aber eine insgesamt recht „schonende“ Optimierung.

Negativ fällt mir jedoch auf, dass der Bildausschnitt des Scans kleiner ist, als mein Scan. Mein manueller Scan ist etwa 20mm größer. Auf Nachfrage beim Anbieter teilte man mir mit, dass das Bild so beschnitten wird, um eventuelle schwarze Ränder zu vermeiden. Jedoch würde man den Scanbereich auf meinen Wunsch hin erweitern, wenn ich eventuelle schwarze Ränder auf meinem Digitalabzug in Kauf nehmen werde. Immerhin.

Zusammenfassend liefert fotoporto eine professionelle Dienstleistung, die vor allem durch den feinfühligen Scan überzeugt. Dazu passt jedoch nicht der recht niedrig auflösende Scan, der selbst in der höchsten Qualitätsstufe nur für Druckergebnisse bis 20x30cm taugt.

 2. digitalpro24: Ergebnisse des Probescans

Nach etwa zwei Wochen Bearbeitungszeit erreicht mich Post von digitalpro24. Mit im Gepäck ist eine professionelle DVD-Hülle, in der sich eine CD mit meinen gescannten Negativen befindet. Das ist natürlich ein nettes Schmankerl, sollte aber die Bewertung der eigentlichen Scan-Ergebnisse nicht beeinflussen.

Wie auch schon beim ersten Konkurrenten liefert der Anbieter die Bilder in je zwei Auflösungen und mit und ohne Bildbearbeitung.
Die Auflösungen liegen hierbei deutlich höher als bei fotoporto – Standard: 484 dpi (2856×1940 Pixel) und Profi: 864 dpi (5100×3428 Pixel).

Test 2: Selbst-Scan

 

Test 2: digitalpro24 (Standard)

 

Test 2: digitalpro24 (Premium)

 

Test 2: digitalpro24 (Premium + Optimierung)

Wie auch schon bei fotoporto fällt sofort der gravierende Unterschied zu meinem Selbst-Scan auf. Die Schärfe und Detailreichtum beim Dienstleister ist deutlich besser.

Bei der genaueren Betrachtung fällt zunächst auf, dass alle gescannten Bilder der Premium-Auflösung links einen schwarzen Rand aufweisen. In der Standard-Auflösung ist dieser witzigerweise nicht zu sehen und der Bildausschnitt stattdessen nach rechts verschoben. Das wirkt nicht sehr professionell. Gerade mein teureren Premium-Scan hätte ich bessere Ergebnisse und mehr Sorgfalt erwartet.

Die Auflösung der Premium-Auflösung ist mit 864 dpi sehr hoch. Im Detail betrachtet wirken die Ergebnisse dennoch etwas matschig. Natürlich ist es größer, weil mehr Pixel, aber die Konturen sind unscharf und wirken mittels Software vergrößert. Vielleicht ist auch mein Negativ-Quellmaterial zu unscharf. Für meinen Fall wirkt der Aufpreis für die höhere Auflösung hier jedenfalls nicht sehr lohnend.

Ausschnitt (Standard-Auflösung)

Die Farbwiedergabe gefällt mir gut. Mein Selbstscan war viel zu rotstichtig, der Dienstleister trifft es hier besser.

Im Vergleich mit meinem Selbstscan fällt mir auf, dass der Scan von digitalpro24 überbelichtet wirkt, wodurch Details verschwinden.

Ausschnitt aus meinem Selbst-ScanAusschnitt des digitalpro24-Scan (Standard-Auflösung)

Von der optionalen Bildoptimierung bin ich hingegen nicht besonders angetan. Diese hat das Bild deutlich abgedunkelt – für meinen Geschmack wird das Bild dadurch aber zu unterbelichtet. Die durch die generelle Überbelichtung verlorenen Details beim Scan werden dadurch jedoch trotzdem nicht wieder sichtbar – insgesamt also nur eine Verschlimmbesserung. Erst ein schlechter Scan in Rohform, dann eine schlechte Optimierung obendrüber. Meiner Meinung nach ist die Bildoptimierung hier also nicht empfehlenswert.

3. MEDIAFIX:  Ergebnisse des Probescans

Am Gespanntesten war ich auf den Test von MEDIAFIX. Hier handelt es sich um ein ehemaliges Startup aus Köln, die enorm stark im Internet vertreten sind und den Eindruck vermitteln, sie wären der Branchen-Primus. Ein Grund, auch diesen Anbieter zu testen.

Etwas eigenartig fand ich, wie wenig MEDIAFIX über die Preise verrät. Zwar gibt es offensichtlich Standardpreise, jedoch habe ich diese nicht auf der Webseite entdeckt. Erst, also ich über das Formular ein Angebot angefordert habe, wurde mir per Mail das Auftragsformular zusammen mit der Preisliste zugesendet. Warum diese Geheimniskrämerei?

Im Gegensatz zu den anderen beiden Anbietern bot MEDIAFIX keinen kostenlosen Probescan an. Stattdessen fallen immer 15 Euro Gebühr an, die jedoch im Falle einer Beauftragung mit dem Auftragswert verrechnet werden. In meinen Augen ein faires Angebot, da ja auch für die Probescans Arbeit anfallen. Außerdem akzeptierte der Anbieter sogar drei Filmstreifen.

Nach knapp zwei Wochen erreichte mich eine Mail mit einer Zahlungsaufforderung für die 15 € für die Probescans. Nachdem ich diese per Überweisung beglichen hatte, erhielt ich per Mail einen Download-Link zu Dropbox, wo ich meine Bilder herunterladen konnte. Leider ohne Verschlüsselung oder Passwortschutz, sodass die Bilder im Prinzip jedem mit dem Link zugänglich sind. Aber für den Probescan ist es okay. Für mein gesamtes Fotoarchiv würde ich dann glaube doch lieber auf die kostenlose DVD setzen, die nicht so leicht „abgehorcht“ werden kann. Schade, denn eigentlich mag ich die digitale Übertragung ohne Transportmedien. Aber dann bitte über europäische Server und mit Zugriffsschutz.

Bei der Beauftragung des Probe-Scans bot Mediafix im Auftragsformular keine Möglichkeit, eine Bildoptimierung hinzuzuwählen. Ob jetzt eine Bildoptimierung vorgenommen wird, oder nicht, ist mir nicht ersichtlich.

Doch nun zur Scanqualität. Zunächst hier mein Testfoto, welches MEDIAFIX digitalisiert hat im Vergleich zu meinem Selbst-Scan-Versuch:

Selbst-Scan

 

Mediafix (Standard)

 

Mediafix (Premium)

Mediafix liefert den Scan in zwei Auflösungen ab: „Standard“ mit 5184×3456 Pixeln mit und „Premium“ mit 6000×4000 Pixeln. Damit liefert der Anbieter mit Abstand die höchste Auflösung im Test.

Wie bei sonst keinem der Digitalisierer fällt mir ein extremer Unterschied bei der Farbwiedergabe gegenüber meinem Scan auf. Die Bilder sind in beiden Qualitäten extrem blaustichig. Daraufhin habe ich erstmal das entwickelte Original rausgekramt. Dieses entspricht von der Farbe etwa meinem Selbst-Scan. Auch die anderen Bilder, die der Anbieter eingescannt hat, sind allesamt sehr blaustichig. Am extremsten war es bei Nachtaufnahmen. Die Farbwiedergabe gefällt mir überhaupt nicht und entspricht nicht annähernd dem Original.

Fazit

Alle drei Anbieter liefern, was sie versprechen: Sie digitalisieren die Negative. Alle Ergebnisse waren zunächst akzeptabel und vor allem deutlich besser als meine Versuche, die Negative selbst zu scannen. Selbst zu scannen lohnt sich also in keinem Fall, da ist selbst der billigste Anbieter in der niedrigsten Auflösung noch besser.

Der Vergleich zwischen den Anbietern war für mich sehr eindrucksvoll. fotoporto wirkt etwas unprofessionell vom Auftreten, lieferte aber qualitativ sehr hochwertige Ergebnisse ab – leider nur gegen Aufpreis in einer guten Auflösung. Digitalpro24 wirkte zunächst vom Auftreten sehr professionell, lieferte aber durch schlecht justierte Scanner ein unprofessionelles Ergebnis ab. MediaFix versprach zunächst von der Webseite am Meisten, jedoch überzeugte mich hier das Ergebnis überhaupt nicht. 

Meine Empfehlung geht hier an fotoporto, der durch die gute Qualität des Scans überzeugt hat!

3 Antworten zu „Test: Foto-Negative digitalisieren. Scan-Anbieter im Vergleich“

  1. Avatar von Uli Binder
    Uli Binder

    Sehr interessanter Vergleich. Vielen Dank dafür!
    Fotoporto und Mediafix sind bislang in der engeren Auswahl für die Digitalisierung meiner Negative und ich will zunächst Probescans durchführen lassen. Das gezeigte Ergebnis von Mediafix ist ziemlich ernüchternd. Bin gespannt, ob sich das wiederholt.
    Frage zu den dpi-Werten: bei 5100 x 3428 Pixeln und einer gescannten Größe des KB-Negativs 36mm x 24mm liegt die Auflösung bei 3600 dpi und nicht nur 864, oder?
    5100 Pixel / 36 mm * 25,4 mm/inch = ~3600 dpi

  2. Avatar von Karin
    Karin

    Vielen Dank für die Recherche und die Info!!

  3. Avatar von Karin

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